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Tagebuch eines Backgammoninfanteristen
4 avril 2005

Das Imperium schlägt zurück

               

Auf der Titelseite der TZ vom 26. Februar 2005 ercheint eine Fotomontage: eine Person mit traditioneller bayerischer Kopfbedeckung legt mit einem Gewehr mit Zielfernrohr auf ein treuherzig dreinschauendes Schoßhündchen an. Es ist nicht zu erkennen, ob es sich bei dieser herzlosen Person um einen waidgerechten Jäger, eine/n Wilderer/in oder ein Fotomodell aus Geiselgasteig handelt. Aus der Schlagzeile "Jäger erschießen tausende unserer Lieblinge" darf man schließen, daß der naive Boulevardblattleser diese perfide Person für einen Jäger halten soll.
Als Reaktion darauf erscheint auf der Titelseite der aktuellen Ausgabe der "Jagd in Bayern" ein Foto mit einem Hund, der hinter einem toten Reh steht und ein dummes Gesicht macht. Die "Jagd in Bayern" ist das Propagandablättchen des bayerischen Landesjagdverbandes und literarisch etwa auf dem gleichen Niveau wie die TZ. Von der Seitenanzahl her gesehen ist es allerdings etwas schwindsüchtiger als die TZ, kostet dafür aber stolze 2,80 €.

Wie weiland der berühmte Ritter von der traurigen Gestalt ständig auf der Suche nach neuen Abenteuern war, um seinen Ruhm und seine Ehre zu vermehren, sind heutzutage die edlen Ritter des bayerischen Landesjagdverbandes ständig auf der Suche nach neuen Aufgaben, mit denen sie ihren Ruhm und ihre gute Reputation bei der Bevölkerung vermehren können. In der April-Ausgabe auf Seite 7 ist folgendes zu lesen: "Der BJV fordert endlich mehr Verantwortung der Hunde- und Katzenhalter. In einer Gesellschaft von 80 Millionen Menschen, die rund zwölf Millionen Hunde und Katzen hält, braucht es ein Haustier-Management." Das Wort Haustier-Management kommt in meinem Duden nicht vor und im dtv-Lexikon aus dem Jahr 1973 auch nicht. Bei Google findet man nur 13 Seiten, auf denen der Begriff Haustier-Management vorkommt, deshalb vermute ich, es handelt sich um eine naive Übersetzung aus dem Englischen. Ich überlege mir, ob es sich hier um einen Aprilscherz handeln könnte, dessen Witz ich nicht verstehe, weil ich keine zweiundzwanzig Semester Jurisprudenz studiert habe. Die Jäger sollen jeden wildernden Hund und jede wildernde Katze bei der Polizei anzeigen. Dafür hat der BJV ein attraktives Meldeformular entworfen. Die fleißigen freistaatlichen Staatsdiener werden sich über die Mehrarbeit freuen. Ich überlege mir, ob die Fingerabdrücke oder besser gesagt die Pfotenabdrücke meiner Katze demnächst beim Bundeskriminalamt gespeichert werden.

Aber Recht hat er schon, der BJV. Den verhätschelten Playboys aus der Schoßhündchenszene, die im Wald und auf der Heide und im Ebersberger Forst alleinerziehende Rehkitzmütter belästigen oder sich gar an hochschwangere Rehgeißen heranmachen, denen muß endlich das Handwerk gelegt werden. Und auch den diebischen Naschkatzen, die einer werdenden Rebhuhnmutter die delikaten Rebhenneneier aus dem Nest klauen, gehört mal richtig auf die Finger geklopft. Diese verwöhnten Faulenzer lassen sich dreimal täglich Dosenfutter servieren, und wenn man oder Frauchen einmal die falsche Marke oder Geschmacksrichtung kauft, dann verziehen sie auch noch das Gesicht. Arbeiten tun sie überhaupt nichts. Viele von ihnen leiden unter Übergewicht und Bewegungsmangel und sind deshalb auch keine besonders guten Sportler.

Ganz anders geht es in der Zunft der edlen Jagdhunde zu. Wer als Jagdhund arbeiten will, muß vorher eine Prüfung ablegen. Ein rechtschaffener Jagdhund schläft auch nicht im Wohnzimmer hinter dem Kachelofen, sondern draußen vor der Tür in der Hundehütte und bewacht Haus und Hof vor Wilddieben und anderen ungebetenen Gästen Dafür bekommt er nicht einmal Überstunden bezahlt. Ein anständiger Jagdhund scheißt auch nicht in Nachbar's Garten. _home_sz6252_geissenpeter_hundescheissverbotWenn ein Jagdhund seinen Darm entleert, sagen die waidgerechten Waidmänner/frauen in der waidgerechten deutschen Waidmanns/frauen-sprache: "Der Hund löst sich". Und wenn eine sittsame Jagdhunddame versehentlich oder notgedrungen etwas aus ihrem Waidloch auf das Trottoir fallen läßt, dann nennt der waidgerechte Waidmann dieses etwas auch nicht vulgär Hundescheiße und auch nicht politisch korrekt Hundehäufchen, sondern waidgerecht Hundelosung. Die Ausbildung zum Jagdhund ist hart und beginnt schom im Welpenalter. Auf Disziplin und Gehorsam wird höchster Wert gelegt. Um den gestressten Jagdhundeleven etwas Abwechslung zu bieten, pflegte man früher junge Kätzchen vom nächsten Bauernhof auszuleihen. Ausgewachsene und kampferprobte Rattenfängerinnen hat man dafür wohlweislich nicht verwendet. Das Jungkatzen-Leasing war für die Bauern eine lukrative Gelegenheit die nicht EG-geförderte Katzenüberproduktion loszuwerden. Die professionell gut ausgebildeten Jagdhunde sind nicht gewerkschaftlich organisiert und deshalb gibt es für sie keinen Manteltarifvertrag. Auch das minimalistische Bundesurlaubsgesetz gilt für sie nicht. Um dennoch ab und zu die Jagdhundseele baumeln zu lassen, hat sich bei den Jagdhunden der gesundheitsfördernde Brauch eingebürgert bei günstigen Gelegenheiten ohne Rücksprache mit dem Chef, dem Abteilungsleiter oder dem Rädels- und Hundeführer einige Tage freizunehmen. Lange Wanderungen an der frischen Luft regen bekanntlich den Appetit an. Bei Lidl, Aldi und anderen Hundefutterverkaufsstellen werden arme Hunde ohne prall gefüllten Geldbeutel nicht gerne gesehen. Von einem stolzen und gut ausgebildeten und militärisch gedrillten Jagdhund in den besten Jahren, kann man auch nicht erwarten, sich in das Batallion der Bettler, welches im Untergeschoß des Münchner Hauptbahnhofs aufmarschiert ist, einzureihen. Der wesentliche Unterschied zwischen einem waidgerechten Jäger und einer niederträchtigen Wildererin liegt sowieso nur darin, daß der eine darf was der anderen verboten ist.

Hier noch ein juristisch interessanter Fall, bei dem ganz offensichtlich das Kuscheltier-Management nicht besonders gut funktioniert hat.

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Commentaires
G
Die Hommingberger Gepardenforelle liefert 6800 Treffer bei Google; viel mehr als Haustier-Management.<br /> Aber das kann sich leicht ändern, wenn der bayerische Jagdverband mit seinem Vorhaben Erfolg hat.
G
Jeder Beruf scheint sein eigenes Latein zu haben.<br /> Aber Spaß beiseite.<br /> Hier noch ein Aprilscherz zum Thema Hundescheiße.<br /> http://www.taz.de/pt/2005/04/01/a0178.nf/text<br /> <br /> Vielleicht denkt auch der BJV an so was wie in Dresden wenn er nach mehr Kontrolle ruft.
D
Nicht nur Waidmänner habe ihr Jägerlatein. Die Homöopathen nennen Hundescheiße Homöopathen-Lateinisch excrementum caninum.<br /> <br /> http://www.ariplex.com/ama/ama_hund.htm<br />
Tagebuch eines Backgammoninfanteristen
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