Das Imperium schlägt zurück
Auf der Titelseite der TZ vom 26. Februar 2005
ercheint eine Fotomontage: eine Person mit traditioneller bayerischer
Kopfbedeckung legt mit einem Gewehr mit Zielfernrohr auf ein treuherzig
dreinschauendes Schoßhündchen an. Es ist nicht zu erkennen, ob es sich
bei dieser herzlosen Person um einen waidgerechten Jäger, eine/n
Wilderer/in oder ein Fotomodell aus Geiselgasteig
handelt. Aus der Schlagzeile "Jäger erschießen tausende unserer
Lieblinge" darf man schließen, daß der naive Boulevardblattleser diese
perfide Person für einen Jäger halten soll.
Als Reaktion darauf
erscheint auf der Titelseite der aktuellen Ausgabe der "Jagd in Bayern"
ein Foto mit einem Hund, der hinter einem toten Reh steht und ein
dummes Gesicht macht. Die "Jagd in Bayern" ist das Propagandablättchen
des bayerischen Landesjagdverbandes und literarisch etwa auf dem
gleichen Niveau wie die TZ. Von der Seitenanzahl her gesehen ist es
allerdings etwas schwindsüchtiger als die TZ, kostet dafür aber stolze
2,80 €.
Wie weiland der berühmte Ritter von der traurigen Gestalt ständig auf der Suche nach neuen Abenteuern war, um seinen Ruhm und seine Ehre zu vermehren, sind heutzutage die edlen Ritter des bayerischen Landesjagdverbandes ständig auf der Suche nach neuen Aufgaben, mit denen sie ihren Ruhm und ihre gute Reputation bei der Bevölkerung vermehren können. In der April-Ausgabe auf Seite 7 ist folgendes zu lesen: "Der BJV fordert endlich mehr Verantwortung der Hunde- und Katzenhalter. In einer Gesellschaft von 80 Millionen Menschen, die rund zwölf Millionen Hunde und Katzen hält, braucht es ein Haustier-Management." Das Wort Haustier-Management kommt in meinem Duden nicht vor und im dtv-Lexikon aus dem Jahr 1973 auch nicht. Bei Google findet man nur 13 Seiten, auf denen der Begriff Haustier-Management vorkommt, deshalb vermute ich, es handelt sich um eine naive Übersetzung aus dem Englischen. Ich überlege mir, ob es sich hier um einen Aprilscherz handeln könnte, dessen Witz ich nicht verstehe, weil ich keine zweiundzwanzig Semester Jurisprudenz studiert habe. Die Jäger sollen jeden wildernden Hund und jede wildernde Katze bei der Polizei anzeigen. Dafür hat der BJV ein attraktives Meldeformular entworfen. Die fleißigen freistaatlichen Staatsdiener werden sich über die Mehrarbeit freuen. Ich überlege mir, ob die Fingerabdrücke oder besser gesagt die Pfotenabdrücke meiner Katze demnächst beim Bundeskriminalamt gespeichert werden.
Aber Recht hat er schon, der BJV. Den verhätschelten Playboys aus der Schoßhündchenszene, die im Wald und auf der Heide und im Ebersberger Forst alleinerziehende Rehkitzmütter belästigen oder sich gar an hochschwangere Rehgeißen heranmachen, denen muß endlich das Handwerk gelegt werden. Und auch den diebischen Naschkatzen, die einer werdenden Rebhuhnmutter die delikaten Rebhenneneier aus dem Nest klauen, gehört mal richtig auf die Finger geklopft. Diese verwöhnten Faulenzer lassen sich dreimal täglich Dosenfutter servieren, und wenn man oder Frauchen einmal die falsche Marke oder Geschmacksrichtung kauft, dann verziehen sie auch noch das Gesicht. Arbeiten tun sie überhaupt nichts. Viele von ihnen leiden unter Übergewicht und Bewegungsmangel und sind deshalb auch keine besonders guten Sportler.
Hier noch ein juristisch interessanter Fall, bei dem ganz offensichtlich das Kuscheltier-Management nicht besonders gut funktioniert hat.